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    Geschichte des Apfels

Die bewegte Geschichte des Apfels

Orientalischer Ursprung, lange Reise und neue Heimat

„Jeder fängt mal klein an“ – so lautet das bekannte Sprichwort. Beim Apfelbaum ist eher das Gegenteil der Fall: In der Antike wurden große Bäume gepflanzt und über Jahre hinweg gehegt und gepflegt. Wer vermutet, dass von Apfelbäumen in Südtirol die Rede ist, liegt falsch. Der Apfel hat seinen Ursprung nicht, wie man vielleicht vermuten würde, in Europa, sondern in der Bergregion Kasachstan. Zeugen dieser Epoche gibt es dort heute noch zu entdecken: Riesige Wälder mit sogenannten „Urapfelbäumen“ und auch die ehemalige Hauptstadt Almaty, in der Antike Alma Ata, das in der kasachischen Sprache „Vater der Äpfel“ bedeutet.

Über die Seidenstraße – dem alten Handelsweg zwischen China und Griechenland – fand der Apfel seinen Weg nach Europa. Zunächst nach Griechenland, dann weiter nach Rom und von dort aus zu uns nach Südtirol. In der Römerzeit wurden rund um Rom ungefähr 21 Apfelsorten angebaut. Im Alpenraum und somit in Südtirol wurde der Apfel erstmals im 13. Jahrhundert gepflanzt.

Eindrücke
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Der Apfel findet in Südtirol eine neue Heimat

Von Namensgebungen, ersten Apfelsorten und Entwicklungen

In Südtirol pflanzten die Bauern zunächst sogenannte „Bamgarten“ zur Selbstversorgung der Familien. Die erste Südtiroler Apfelsorte – der „Potzner“ (Bozner) – entstand rund 200 Jahre nach der Ankunft des Apfels in Südtirol. Die Südtiroler Äpfel wurden zu dieser Zeit mit Hilfe von Samtdiensten mit Pferden und Trägern, in Südtirol „Kraxenträger“ genannt, über die Landesgrenzen hinaus zu den Anwesen von Adeligen gebracht und verkauft. In ihren schweren Holzgerüsten trugen sie neben Äpfeln auch andere einheimische Früchte über die Alpenpässe nach Norden. Viele Hof- und Nachnamen gehen auf diese Zeit und den Beruf des Bauern zurück. Bamlechen, Baumgartner, Pangart: Fällt Ihnen die Ähnlichkeit auf?

Dank der Errichtung der Eisenbahnlinie im Jahr 1867 wurde der Transport und somit auch der Export der Äpfel vereinfacht. Die Kaiserhöfe in Wien, Berlin und St. Petersburg konnten gar nicht genug von den frischen und knackigen Südtiroler Äpfeln bekommen. In Südtirol entstanden in diesem Zeitraum die ersten Magazine zur Lagerung der Früchte. Ende des 19. Jahrhunderts folgten im Burggrafenamt die ersten Obstgenossenschaften. Rund 200 Apfelsorten waren damals im Umlauf.

Das 20. Jahrhundert kann als Überflieger-Jahrhundert des Südtiroler Apfelanbaus bezeichnet werden: In den 20er Jahren wurden Traktoren, Sprüh- und Mulchgeräte entwickelt, mit denen man sich unter anderem besser vor Krankheiten und Schädlingen im Obstbau schützen konnte. Der Apfelanbau wurde zur wichtigen Einnahmequelle für die Südtiroler Apfelbauern und schließlich zu deren Existenzgrundlage. Bis 1960 bestand die Hälfte der Apfelanlagen im Durchschnitt noch aus diversen Sorten – also zahlreichen verschiedenen Sorten. In den darauffolgenden Jahrzehnten konzentrierte man sich immer mehr auf einige wenige wie den Golden Delicious, den Morgenduft oder den Jonathan und auch die Bäume wurden immer kleiner.

Schon gewusst woher die Bezeichnung Apfel stammt? Von den Bajuwaren, die ab dem 6. Jahrhundert das Land südlich der Alpen erobert haben. Im Germanischen bedeutete „ap-a-la“ so viel wie Apfel!