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22.01.2021

Die Südtiroler Obstwirtschaft auf einen Blick

Ein perfekt ineinandergreifendes Netzwerk

Südtirol ist das größte zusammenhängende Obstanbaugebiet in Europa. In Branchenkreisen wird es oft als Vorzeigemodell hinsichtlich erfolgreicher Zusammenarbeit, Produktion und Innovation genannt. Das ist keineswegs ein Zufall, sondern basiert auf einem ausgeklügelten Netzwerk, das stetig weiterentwickelt und optimiert wird.

Unter dem im Jahr 2000 gegründeten Südtiroler Apfelkonsortium vereinen sich alle in der Obstwirtschaft tätigen Vermarktungsorganisationen. Dazu zählen der Verband der Südtiroler Obstgenossenschaften VOG sowie der Verband der Vinschgauer Produzenten für Obst und Gemüse VI.P.

Rund 1.500 Apfelbauern bringen ihre Äpfel, die sie von Mitte August bis Mitte Oktober ernten, zur Obstversteigerung. Dort werden sie täglich an die Meistbietenden verkauft. Fruttunion hingegen ist die Vereinigung des Südtiroler Obst- und Gemüsegroßhandels im Export und Import. Sie zählt 14 Mitglieder und vertritt die Interessen der Mitglieder bei diversen Marketingmaßnahmen.

Garantierte Qualität

Südtirols Apfelbauern werden regelmäßig kontrolliert. Dafür zuständig sind unterschiedliche Institutionen. Die AGRIOS (Arbeitsgruppe für den integrierten Obstanbau in Südtirol) schafft die Rahmenparameter für umweltschonenden und konsumentenfreundlichen Anbau, Lagerung und Vermarktung des Südtiroler Obstes und erstellt außerdem die Richtlinien für den integrierten Obstanbau. Das Konsortium Südtiroler Qualitätskontrolle (SQK) kümmert sich um die Kontrolle und Zertifizierung von Produkten im Lebensmittelsektor.

Damit Südtirols Apfelbauern den Überblick über neue Richtlinien und Empfehlungen behalten, gibt es unterschiedliche Institutionen, die sie dahingehend unterstützen. Der Südtiroler Bauernbund schafft die Rahmenbedingungen, damit bäuerliche Familien erfolgreich wirtschaften können. Der Südtiroler Beratungsring für Obst- und Weinbau bietet eine unabhängige und objektive Beratung zur Produktion von Apfel, Weintraube, Marille und Kirsche an. Der 1908 gegründete Absolventenverein setzt sich für die berufsbegleitende Weiterbildung der Absolventen Landwirtschaftlicher Schulen ein.

Vorausschauendes Denken und Forschen

Mit regelmäßiger Forschung und Entwicklung unterstützt das Versuchszentrum Laimburg, das SK Südtirol (Sortenerneuerungskonsortium Südtirol) und die Freie Universität Bozen die Weiterentwicklung des Sektors. Das Versuchszentrum Laimburg betreibt vor allem angewandte Forschung, um die Wettbewerbsfähigkeit und Nachhaltigkeit der Südtiroler Landwirtschaft zu steigern und die Qualität landwirtschaftlicher Produkte zu sichern. Das 2002 gegründete SK Südtirol ist stetig auf der Suche nach weltweit neuen, interessanten Apfelsorten für Südtirol und prüft diese nach ihrer Kompatibilität mit dem Südtiroler Anbaugebiet. An der Freien Universität Bozen werden regelmäßige Studien für den Apfelsektor durchgeführt.

Am Zahn der Zeit

Um auf dem internationalen Markt mithalten zu können, sind Organisationen wie FROM, NOVA MELA und Futura entstanden. Während sich erstere um die Vermarktung der Äpfel in Märkten wie Russland oder Indien kümmert, macht zweitere neue Sorten ausfindig und fördert deren Entwicklung, Erforschung, Bewertung und Vermarktung. Letztere kümmert sich um den Vertrieb der Clubsorte Modì® der drei Gesellschafter VOG, Clementi und Tagliani Vivai.

Veredelung des Apfels

Die zwei Obstverarbeitungsbetriebe VOG Products und Fructus Meran kümmern sich um die Veredelung von Früchten. Das Ergebnis: Hochwertige Produkte, die mit viel Frucht und garantierter Herkunft überzeugen. VOG Products zählt zu den größten Obstverarbeitungsbetrieben Europas.

Ein funktionierendes System

Neben den oben erwähnten Akteuren der Südtiroler Obstwirtschaft, gibt es weitere Konsortien und Organisationen, die einen wichtigen Beitrag zum Erfolg des Südtiroler Apfelanbaus leisten:

  • Hagelschutzkonsortium: Sichert den Schutz landwirtschaftlicher und viehwirtschaftlicher Produkte, betrieblicher landwirtschaftlicher Strukturen sowie landwirtschaftlicher Infrastrukturen vor den Auswirkungen von Hagel- und Witterungsschäden und anderen Schadensereignissen.
  • Konsortium Südtiroler Baumschuler: Deren Aufgabe ist die Produktion und Verteilung von Edelreisern für die Mitglieder. Dabei wird darauf geachtet, dass nur einwandfreies Sortenmaterial zur Baumschule und schließlich zum Apfelbauer gelangt.
  • WAPA: Ein Unternehmen, das die wichtigsten Äpfel und Birnen produzierenden Länder präsentiert. Zu deren Aufgabe zählen die Nachfrage nach Äpfeln und Birnen zu erhöhen und den Erzeugern eine gerechte Entlohnung zu sichern.
  • Assomela: Das ist der Verband der italienischen Apfelproduzenten, die etwa 80% der italienischen und 20% der europäischen Apfelproduktion präsentieren.
  • Vereinigung Fedagri: Sie ist eine von neun großen Vereinigungen, die in der Confcooperative vertreten sind, die Vereinigung der italienischen Genossenschaften. Ihre Aufgabe ist die Vertretung der Mitgliederinteressen gegenüber Institutionen, Körperschaften des Staates und der Europäischen Union.
  • AICIG: Die Vereinigung der Schutzkonsortien in Italien. Zu deren Hauptaufgabe zählt der Schutz der geografischen Ursprungsbezeichnung g.g.A. Des Weiteren diskutieren deren Mitglieder über die wichtigsten Anliegen der Branche und Entwicklungsmöglichkeiten.
  • IDM Südtirol: IDM Südtirol arbeitet daran, Südtirol zum begehrtesten nachhaltigen Lebensraum in Europa zu machen und kümmert sich um das Marketing der g.g.A.-Marke.
  • Bioland: Heute zählt Bioland Südtirol rund 700 Mitglieder aus allen landwirtschaftlichen Bereichen. Darunter reihen sich rund 400 Obstbauern, die sich der biologischen Anbaumethode verschrieben haben.
  • Arbeitsgemeinschaft für die biologisch-dynamische Wirtschaftsweise: Das ist eine Gemeinschaft von Landwirten und Förderern aus Südtirol und dem Trentino. Sie kümmern sich um die Weiterentwicklung biodynamischer Wirtschaftsweisen und dazugehöriger individueller Praktiken.
  • Clubäpfel: Diese Apfelsorten haben einen Besitzer, der seine Inhaberrechte an diesem Apfel durch einen Sortenschutz gesichert hat. Produzenten müssen mit dem Inhaber der Sortenrechte Lizenzverträge für den Anbau und die Vermarktung abschließen.
  • Interpoma ist die Leitmesse für Anbau, Lagerung und Vermarktung von Äpfeln und findet alle zwei Jahre in Bozen statt. Sie ist ein etablierter Treffpunkt fürs Fachpublikum der Branche aus aller Welt.

Die Richtlinien und Rahmenparameter für die Südtiroler Landwirtschaft schafft als übergeordnete Institution die Abteilung Landwirtschaft der Provinz Bozen. Diese versteht sich als kunden- und partnerorientierte öffentliche Dienstleistungs- und Verwaltungsorganisation. Prioritäres Ziel ist eine wettbewerbsfähige, umweltgerechte und sozialverträgliche Landwirtschaft in Südtirol.

Wer mehr über die Akteure der Südtiroler Obstwirtschaft, deren Geschichte und die Entwicklung der Branche erfahren möchte, sollte das Südtiroler Obstbaumuseum besuchen. Die umfangreiche Dokumentation zur geschichtlichen Entwicklung gibt tiefe Einblicke in das Südtiroler Erfolgsmodell.

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